Die Elektrifizierung erfordert in Zukunft einen um 25 Prozent höheren Strombedarf. Das belegt eine brisante Studie der Forschungsanstalt EMPA, wie die NZZ am Sonntag vom 7. Juli berichtet.

Weil im Winter der Stromverbrauch steigt und die Wasserkraftwerke weniger produzieren können, lag in den letzten Jahren das Stromdefizit in den kalten Monaten jeweils bei etwa vier Terawattstunden. Was passiert aber, wenn wir künftig wegen dem Klimaschutz konsequent auf Wärmepumpen statt auf Ölheizungen setzen, und im Verkehr die Elektroautos die Benziner und Dieselfahrzeuge ablösen?
Die EMPA hat für die Energiesektoren Elektrizität, Wärme und Mobilität stundengenaue Verbrauchswerte ermittelt. Elektrifiziert die Schweiz ihr Energiesystem fehlen uns in Zukunft im Winter sogar 22 Terawattstunden Strom. Das entspricht knapp der Leistung aller Schweizer Kernkraftwerke.
Laut der Studie können die erzielten CO2-Einsparungen wegen höheren Stromimporten im schlimmsten Fall wieder zunichtegemacht werden. Erhöhen Elektroautos und Wärmepumpen den Bedarf nach Importstrom im Winter, ist das aus Klimaschutzsicht problematisch. Dies, weil der Importstrom gemäss den Forschern noch sehr lange aus Kohle- und Gaskraftwerken stammen wird.
Die Studie zeigt auch einen anderen Fakt: Ein gänzlich elektrifiziertes System würde hohe Bedarfsspitzen beim Strom bringen. Aufgrund der kurzfristig starken Stromnachfrage der Wärmepumpen und Elektroautos würde es Zeiten mit bis zu 1.5-mal höherem Spitzenbedarf geben. Auch das ist eine sehr grosse Herausforderung, denn damit die Versorgung stabil bleibt müssen diese kurzfristigen Nachfragespitzen abgedeckt werden können.
Chancen sehen die Studienautoren beim Biogas und der Digitalisierung. Eine sinnvolle Alternative zu den Elektroautos könnten demnach Gas betriebene Fahrzeuge sein. Erneuerbar hergestelltes Biogas lässt sich aus Pflanzenresten oder aus überschüssigem Solar- und Windstrom gewinnen. Und wegen der Digitalisierung können wir unseren Energieverbrauch exakter messen und dadurch unser Energiesystem in Zukunft viel besser an den tatsächlichen Bedarf anpassen.