Anders Stokholm ist Thurgauer Grossrat und Stadtpräsident von Frauenfeld. Er kandidiert auf der Liste der FDP für die grosse Kammer.
Auf welche erneuerbaren Ressourcen sollte die Schweiz in Zukunft vermehrt setzen?
Meines Erachtens ist die Wasserkraft nach wie vor die beste Option. Zum einen verfügen wir über gute Infrastrukturen, zum anderen können die Stauseen als eine Art Batterie eingesetzt werden. Weitere erneuerbare Ressourcen sind Holz, Sonne, Wind und Wärme. Vor allem beim Bauen, aber durchaus auch beim Heizen soll Holz eingesetzt werden. Geothermie, auch die tiefe, sind weitere Quellen zur Beheizung, die noch zu wenig genutzt werden.
Wie schafft es die Schweiz, den zunehmenden Strombedarf (durch Elektromobilität, Wärmepumpen, digitale Währungen, etc.) auch in Zukunft zu decken?
Heute spielt Wasserkraft im Verbund mit der Kernkraft eine grosse Rolle. Die Kernkraft sollte jedoch abgelöst werden. Dafür ist ein Ausbau der Wasserkraft, die vermehrte Nutzung der Sonnen- und der Windkraft und eine markante Steigerung der Energieeffizienz nötig.
Welches wären Ihre energiepolitischen Prioritäten, sollten Sie im Herbst ins nationale Parlament gewählt werden?
Neben regulatorischen Massnahmen, die meines Erachtens lenkend sein können, lege ich mein Schwergewicht auf die Förderung von Innovationen im Energiebereich. Vor allem bei der Entwicklung energieeffizienterer Maschinen und Antriebe sehe ich grosses Potenzial. Zudem sollte während einer begrenzten Zeit, zum Beispiel in den nächsten zehn Jahren, die Solar- und Windkraft finanziell gefördert werden.
Ihre Partei, die FDP, hat sich einen grünen Anstrich verpasst. Was halten Sie davon?
Die FDP Thurgau war schon in den 80er und 90er Jahren sehr umweltbewusst unterwegs. Sie veröffentlichte unter anderem ein eigenes Buch zum Artenschutz – heute würde man von Biodiversität reden. Innerhalb der FDP ist das Bewusstsein, dass Nachhaltigkeit eine ökonomische, soziale und ökologische Dimension hat, seit jeher vorhanden. Ich kenne viele Freisinnige, die dies auch immer schon gelebt haben. Unsere Stimme wird nun innerhalb der FDP stärker, was mich freut.
Was ist Ihr persönlicher Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie, die von der Stimmbevölkerung mit deutlicher Mehrheit gutgeheissen worden ist?
Ich fuhr schon in den 90er Jahren ein Elektromobil, das sogenannte Mini-El. Bei der Mobilität versuche ich klimaschonend unterwegs zu sein. Als Stadtpräsident von Frauenfeld freue ich mich darüber, dass Frauenfeld das Energiestadtlabel Gold trägt. Wir haben den Absenkpfad gemäss der Energiestrategie definiert und setzen laufend Massnahmen in diese Richtung um.
Haben Sie unser Quiz «Welcher Stromtyp sind Sie» gelöst? Können Sie uns verraten welcher Stromtyp Sie sind?
Ja. Ich gelte demzufolge als Traditionalist, wohl weil ich einen sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft nicht als realistisch erachte und mir diesbezüglich die Versorgungssicherheit am Herzen liegt. Dies hat damit zu tun, dass Nachhaltigkeit für mich nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische und soziale Dimension hat.