Nationalrat Stefan Müller Altermatt politisiert seit acht Jahren in Bern. Im Herbst kandidiert der Biologe erneut für die CVP Solothurn.
Herr Müller, die Laufzeiten der Atomkraftwerke sorgen für viel Gesprächsstoff. Martin Bäumle beispielsweise will eine maximale Laufzeit von 60 Jahren. Was ist Ihre Meinung dazu?
Fixe Laufzeiten bringen keinen Sicherheitsgewinn. Deshalb würde ich davon absehen. Die Ausserbetriebnahme der AKW wird aufgrund betriebswirtschaftlicher Überlegungen unter Kontrolle und Auflage der Sicherheitsbehörden erfolgen. Überlegungen zur Versorgungssicherheit oder sonstige politische Gedankengänge haben in diesen Überlegungen nichts zu suchen. Es zählt nur die Sicherheit.
Voraussichtlich steigt der Strombedarf durch Digitalisierung, Elektromobilität und Wärmepumpen weiter an. Wie deckt die Schweiz aus Ihrer Sicht in Zukunft ihren Strombedarf am besten?
Der Strombedarf darf nicht steigen und er wird es auch nicht. Zwar kommen neue Bedürfnisse hinzu, der Bedarf dafür kann aber durch Effizienzsteigerung kompensiert werden – wie das in den letzten Jahren auch geschah. Daneben gibt es nicht ein einziges Wundermittel, sondern eine ganze Palette an Massnahmen, welche wir ziehen müssen, um die Produktion auszubauen. Dazu gehören Massnahmen für den Erhalt der Wasserkraft, der Ausbau der Photovoltaik, die Koppelung der Netze und die Konvergenz der Energieformen und für all das Forschung und Innovation.
Was macht Ihnen in Bezug auf die künftige Stromversorgung besonders Sorgen?
Die Stromversorgung im Winter ist mittelfristig – also dann, wenn die AKW vom Netz sind – das grösste Problem. Eine Versorgung in dieser Zeit durch importierten Kohlestrom ist keine Option.
Heute ist die Schweizer Stromproduktion weitgehend CO2-frei. International ist das vorbildlich. Was muss die Schweiz tun, dass dies auch in Zukunft so bleibt?
Auch hier gibt es keine einfache Antwort. Das neue Marktmodell wird zwingend nötig sein – eben auch für die angesprochenen Probleme im Winter. Leider haben wir immer noch ein grosses Defizit, wenn es um das Thema „Speicherung“ geht. In den nächsten Jahren braucht es deshalb ein grosses Engagement zur angewandten Forschung und für Pilotanlagen beispielsweise zur Netzkonvergenz, zu Grossspeichern und intelligenten Netzen. Ein Kapazitätsproblem haben wir erst langfristig, also nach 2035. Deshalb braucht es jetzt nicht einfach einen blinden Aktivismus zum Ausbau, sondern die Belohnung von netzdienlichem Verhalten und eben den Beiträgen zur Stromversorgung im Winter.