Vanessa Meury ist Präsidentin des Energie Club Schweiz. Diesen Oktober kämpft die Solothurnerin von der Jungen SVP um einen Nationalratssitz.
Wir laufen Gefahr, in naher Zukunft während der Wintermonate nicht mehr genügend Strom produzieren, importieren und bereitstellen zu können. Die Konsequenzen: Grossflächige Abschaltungen, Stromrationierungen und lokale Blackouts. Der Schaden wäre fatal und reichte von immensen wirtschaftlichen Einbussen über eine beeinträchtigte innere Sicherheit bis hin zu Krankheits- und Todesfällen. Dieses Szenario ist real. So stuft die Risikoanalyse des Bundes eine «Strommangellage» als derzeit grösste Gefährdung für unser Land ein. Die Schweiz steuert auf eine Stromarmut im Winter zu und tut herzlich wenig dagegen.
Am 27. Oktober 2017 verkündete Bundesrätin Doris Leuthard, unsere Versorgung mit elektrischer Energie sei bis 2035 sichergestellt – falls die Spar- und Effizienzvorgaben aus dem Energiegesetz realisiert, falls die Vorgaben für den Zubau zusätzlicher erneuerbarer Energien erfüllt würden und falls wir weiterhin auf Stromimporte zählen könnten. Doch diese «falls» stehen auf wackeligen Beinen.
Wohl steigt die Effizienz und die Erneuerbaren legen zu. Aber ob wir die Vorgaben der Energiestrategie 2050 erreichen, darf bezweifelt werden. Der Ausbau von Wasserkraft, Solar- und Windenergie stockt wegen Daueropposition. Während aufgrund der Winddaten des Bundesamtes für Energie (BFE) vor der Abstimmung im Mai 2017 noch Optimismus herrschte, musste das BFE das Potenzial der Windenergie inzwischen stark nach unten korrigieren. Und auch bei der Geothermie ist die Zielerreichung ausgeschlossen. Die jüngste Hiobsbotschaft: Auch das Wasserkraft-Potential ist vom Bund nach unten korrigiert worden.
Die Schweiz ist deshalb zunehmend auf Stromimporte aus dem Ausland angewiesen. Aber auch hier verdüstert sich das Bild. Denn es ist höchst fraglich, ob unsere Nachbarstaaten künftig im Stande sein werden, die nötige Menge Strom zu liefern. In Deutschland gehen die letzten AKW 2022 vom Netz und der Ausstieg aus der Kohle verschärft die Lieferengpässe zusätzlich. Frankreich steuert darauf zu, im Winter selber zum Importeur zu werden.
Es ist hochriskant und fahrlässig, wenn wir unsere Versorgungssicherheit noch mehr von den Nachbarstaaten abhängig machen. Die Schweiz muss dafür sorgen, dass ein substanzieller Teil der Energie der wegfallenden Kernkraftwerke weiterhin im Inland produziert wird.