Mike Egger ist seit März dieses Jahres Nationalrat. Im Herbst kandidiert der junge St. Galler auf der Liste der SVP.
Die FDP hat sich einen grünen Anstrich verpasst. Was halten Sie davon? Was sagten Sie ihren bürgerlichen Ratskollegen?
Es ist nicht an mir, Ratskollegen zu belehren. Die SVP steht für eine Umweltpolitik welche durch Innovationen, Anreize für Privatpersonen und Unternehmungen sowie Eigenverantwortung getrieben wird. Wir sind jedoch gegen die Einführung von neuen Gebühren, die den Mittelstand bedrohen.
Die Schweiz ist dank den Alpen für die Wasserkraft prädestiniert. Diese ist weitgehend CO2-frei. Hohe Abgaben belasten aber ihre Konkurrenzfähigkeit. Das ist aus Klimaperspektive schwer nachzuvollziehen. Wie könnte die Wasserkraft Ihrer Ansicht nach gefördert werden?
Um die Wasserkraft zu fördern, müssen unnötige Vorschriften abgebaut werden. Es sollte zum Beispiel möglich sein, Staumauern zu erhöhen und damit die Kapazität von Stauseen zu vergrössern. Genehmigungen für die weitere Erschliessung der Wasserkraft, etwa mittels Kleinkraftwerken sollten zudem leichter erteilt werden.
Auf welche erneuerbaren Ressourcen sollte die Schweiz in Zukunft vermehrt setzen?
Notwendig ist eine Mischung aus verschiedenen erneuerbaren Ressourcen. Die Wasserkraft stellt dabei die wichtigste Energiequelle dar. Aber auch Photovoltaik zur Nutzung der Sonnenenergie sollte weiter ausgebaut werden und wo möglich mit Windenergie ergänzt werden. Nur mit einem Mix aus verschiedenen Energiequellen kann die Versorgungssicherheit mit Strom für die Schweiz sichergestellt werden.
Wenn Sie 30 Jahre in die Zukunft blicken, wie gross wird Ihres Erachtens der Anteil an Solarstrom am gesamten Stromverbrauch sein?
Aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung ist eine solche Vorhersage nicht möglich. Der heutige Anteil von rund 3,4 Prozent wird sicher vervielfacht. Es gibt aber noch einige technische Herausforderungen. Dazu gehört zum Beispiel die notwendige Abschöpfung des von Photovoltaik produzierten Stroms im Sommer. Dann wird nämlich ein Übermass an Strom produziert. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Photovoltaik ist auch die Höhe der kostendeckenden Einspeisevergütung.
Die Laufzeiten der Atomkraftwerke sorgen für viel Gesprächsstoff. Es gibt politische Stimmen, die eine Begrenzung der Laufzeiten, beispielsweise auf 60 Jahre, fordern. Was ist Ihre Meinung dazu?
Die Laufzeit der Atomkraftwerke sollte nicht Gegenstand eines politischen Beschlusses sein. Sie sollte abhängig gemacht werden vom technischen Zustand der einzelnen Anlagen sowie von der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Die Sicherheit der Anlagen sowie die Versorgungssicherheit mit Strom muss für die Schweiz oberste Priorität haben.
Voraussichtlich steigt der Strombedarf durch Digitalisierung, Elektromobilität und Wärmepumpen weiter an. Wie deckt die Schweiz aus Ihrer Sicht in Zukunft ihren Strombedarf am besten?
Der Strombedarf wird mit den neuen Technologien sicher steigen. Damit die Versorgung weiterhin gewährleistet werden kann sind der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen sowie die Forschung im Energiebereich wichtig. Die ETH hat vielversprechende Forschungsprojekte. Diese gilt es zu fördern und umzusetzen. Auch der Import in Zeiten des erhöhten Bedarfs bzw. kleinerer Stromproduktion muss sichergestellt werden. Und der Schutz unserer kritischen Infrastruktur ist für eine unabhängige Versorgungssicherheit wichtig.
Für welche Energiepolitik stehen Sie? Wo liegen Ihre energiepolitischen Schwerpunkte?
Die Anstrengungen zur CO2-Reduktion müssen weitergeführt werden. Dazu müssen die erneuerbaren Energien – insbesondere die Wasserkraft ausgebaut und weiterentwickelt werden. Zudem braucht es Förderungsmassnahmen in den Bereichen der Photovoltaik oder bei der energetischen Sanierung von Gebäuden.
Was macht Ihnen in Bezug auf die künftige Stromversorgung Sorgen?
Die Speicherkapazitäten müssen sichergestellt werden um die Stromversorgung jederzeit, unabhängig von den Witterungsverhältnissen sicherzustellen.
Was ist Ihr persönlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, die sich die Schweiz gesetzt hat?
Ich fahre seit über fünf Jahren ein Hybrid-Fahrzeug und bin sehr zufrieden damit. Meine Familie konnte eine grössere Photovoltaikanlage in Betrieb nehmen – trotz anfänglichem Widerstand der Behörden.