Dr. Barbara Schaffner ist Physikerin und seit 8 Jahren Kantonsrätin in Zürich. In diesem Herbst kandidiert sie für den Nationalrat.
Energie ist grundsätzlich im Überfluss vorhanden. Die Sonne schickt uns davon alle drei Stunden so viel, wie die gesamte Erdbevölkerung im Jahr verbraucht. Nur einen winzigen Teil davon nutzen wir über Photovoltaik, Wasser- und Windkraftwerke zur Stromerzeugung. Die Technologien, um mehr Energie zu nutzen sind heute vorhanden und marktreif. Es braucht nur noch einen massiven Ausbau der Anwendung. Das Energieproblem ist damit gelöst. Noch weniger gelöst ist die Frage der örtlichen und vor allem der zeitlichen Verfügbarkeit resp. Verteilung des Stroms.
Im Erdöl und in der Kohle wurde Sonnenenergie über viele Millionen Jahre gespeichert. Die hohe Energiedichte dieser Energieträger sowie deren einfache Lagerung und Transportfähigkeit machten fossile Energieträger zu einem Verkaufsschlager. Es sind aber Energievorräte, die wir in enormem Tempo aufbrauchen – in wenigen Jahren oder Jahrzehnten verbrennen wir Millionen Jahre gespeicherte Sonnenenergie. Abgesehen vom Klimaproblem, das wir durch die rasche Freisetzung von CO2 erzeugen, müssen wir uns auch bewusst sein, dass diese Energievorräte endlich sind.
Um die Abhängigkeit von den prähistorischen Energiereserven zu lösen, brauchen wir keine neuen Energiequellen, sondern neue Energiespeicher und eine geschickte Verbrauchersteuerung. Die beiden ETHs und die EMPA sind Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen von Weltruf mit einem Fokus auf der Energiethematik. Die Schweiz ist dank ihrer zentralen Lage in Europa und den Speicherseen in den Alpen traditionell stark im Stromhandel. Auf dieses Wissen und diese Tradition können wir aufbauen und europaweit auch in Zukunft eine starke Stellung bei den Energietechnologien und im Energiehandel einnehmen. Die Schweiz hat also hervorragende Voraussetzungen für eine führende Rolle in der Energiewelt der Zukunft. Das Wasserschloss Europas hat die Chance, Energieschloss Europas zu werden. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen!